Erektionsstörungen
In der Medizin werden Erektionsstörungen auch als erektile Dysfunktion bezeichnet. Der Betroffene ist nicht in der Lage, eine Erektion zu bekommen oder sie aufrecht zu erhalten, das heißt, sein Penis wird nur unzureichend oder gar nicht steif. Bei etwa zwei Dritteln aller Potenzstörungen liegt eine gestörte Erektion zu Grunde.
Eng an den Begriff Erektionsstörungen gekoppelt sind die Bezeichnungen Potenz, Impotenz und Zeugungsunfähigkeit.
Dabei versteht man unter Potenz die Fähigkeit des Mannes den Beischlaf ausüben zu können. Bei Impotenz ist er dazu nicht in der Lage. Hiervon unterschieden werden muss die Zeugungsunfähigkeit, bei der die Fähigkeit des Mannes eingeschränkt ist, ein Kind zu zeugen. Die betroffenen Männer haben eine normale Erektion und es kommt zum Samenerguss (Ejakulation), jedoch ist die Qualität oder Quantität des Spermas nicht ausreichend, um eine Schwangerschaft herbeizuführen.
Umgangssprachlich werden die Begriffe Erektionsstörungen und Impotenz meist gleichgesetzt.
Von einer chronischen, behandlungsbedürftigen Erkrankung geht man aus, wenn die Störungen über ein halbes Jahr andauern. Zahlen über die Erkrankungshäufigkeit lassen sich nur schätzen, da viele Betroffene ihre Beschwerden als unabänderliche Alterserscheinung abtun und/oder aus Scham nicht zum Arzt gehen. Dabei kann in vielen Fällen die Erektionsstörung behoben werden. Voraussetzung ist, dass die auslösenden Faktoren erkannt werden.
Ursachen für die Erektionsstörungen
Erektionsstörungen lassen sich auf eine Vielzahl von Ursachen zurückführen. Während noch vor einigen Jahren angenommen wurde, dass die Störungen vorwiegend psychischer Natur sind, weiß man heute, dass sich bei einem Großteil der Fälle organische Gründe finden lassen. Häufig sind mehrere Faktoren an der Entstehung beteiligt.
Bei der Abklärung von Potenzstörungen müssen zunächst organische Ursachen ausgeschlossen werden. Selten sind körperliche Störungen, wie Missbildungen der äußeren Geschlechtsorgane, Verletzungsfolgen oder Nervenerkrankungen ursächlich für die erektile Dysfunktion. Häufiger liegen Grunderkrankungen, wie ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) den Erektionsproblemen zu Grunde. Ebenso können Erektionsstörung auch folgende Ursachen haben:
◦Leber- und Nierenerkrankungen;
◦Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzschwäche, Bluthochdruck);
◦hormonelle Störungen;
◦Einnahme von Medikamenten, wie Bluthochdruckmittel, Psychopharmaka, Hormonpräparate oder Mittel gegen Fettstoffwechselstörungen;
◦chronischer Drogenmissbrauch (Nikotin, Alkohol) oder Umweltgifte;
◦Erkrankungen der Geschlechtsorgane, wie eine Phimose (=Vorhautverengung) oder Prostatahyperplasie.
Die Entstehung von psychisch bedingten Erektionsstörungen ist meist sehr komplex. Auslöser können zunächst rein organische Ursachen sein, die dann durch Versagensangst und Unsicherheit zu psychisch bedingten Erektionsstörungen führen. Aber auch viele Störfaktoren, wie Stress, berufliche und private Sorgen sowie die äußeren Umstände in erotischen Situationen, können die geschlechtliche Erregung mindern oder verhindern. Die Folge ist häufig Unzufriedenheit und Enttäuschung, die beide Partner empfinden. Verstärkt werden die psychischen Potenzstörungen noch dadurch, dass sich beide Partner aus dem Weg gehen und nicht über das Problem sprechen.
Diagnostik
Der erste Ansprechpartner bei Erektionsstörungen ist der Hausarzt. Er kann im Bedarfsfall an einen Urologen oder Andrologen überweisen.
Der erste Schritt in der diagnostischen Abklärung einer erektilen Dysfunktion besteht in der Befragung zur Krankengeschichte (Anamnese). Dabei sind frühere oder bestehende Erkrankungen und eventuell einzunehmende Medikamente Gesprächsthema. Des Weiteren erfolgen auch Fragen zu Lebensgewohnheiten, die möglichst gewissenhaft und offen beantwortet werden sollten.
Für das weitere diagnostische Vorgehen ist es wichtig, ob noch eine morgendliche Spontanerektion vorhanden ist, die durch eine unspezifische Stimulation der gefüllten Harnblase entsteht. Sind solche Erektionen möglich, so ist davon auszugehen, dass die Schwellkörper weitgehend intakt sind; die Ursachenforschung konzentriert sich dann weitgehend auf den psychischen Bereich.
Auf die Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Je nach vermuteter Ursache können darüber hinaus noch weitere Untersuchungen (bsp. Doppler-Sonografie, Angiographie) stattfinden. Sie dienen vor allem dazu, die Blutgefäße zu begutachten, die den Penis versorgen. Daneben können auch die Erektionsfähigkeit und der Grad der Erektion gemessen werden. Blutuntersuchungen geben Aufschluss, ob eine Hormonstörung vorliegt. Neurologische Diagnoseverfahren werden bei entsprechendem Verdacht angeordnet.
Behandlung
Sind psychische Faktoren oder Beziehungsprobleme die Auslöser der Erektionsprobleme, kann es sinnvoll sein, wenn die Partnerin mit in das Arztgespräch miteinbezogen wird. Viele Probleme treten erst bei einer gemeinsamen Beratung zu Tage und lassen sich dann klären. Es kann auch ratsam sein, eine Paartherapie bei einem Sexualtherapeuten zu machen.
Bei vorwiegend organischen Störungen richtet sich die Therapie nach der genauen Ursache. Zu berücksichtigen ist dabei, dass bei vielen Patienten meist mehreren Faktoren zu einer erektilen Dysfunktion beitragen. Das Behandlungsspektrum kann die Behandlung mit Androgenen (= männlichen Hormonen), operative Maßnahmen (im Extremfall eine Penisprothese) oder spezielle Methoden bei gefäßbedingten Störungen (Schwellkörperautoinjektionsmethode, Vakuumerektionshilfe) umfassen. Welche der zahlreichen Behandlungsmethoden nun im Einzelfall die richtige ist, muss individuell abgeklärt werden.